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AutorenbildHenrik Maria Winterscheid

Gedichte | Abgestellt





Abgestellt


Einsam und allein

weilt eine alte Frau

in einer grauen Kammer

und sie weiß genau

- dass sie verlassen wurde


Sie weilt für Jahr und Tag

und hört dem Wind beim Reden zu

als keiner kommt um sie zu seh'n

zerfällt sie bloß an dieser Ruh

- weil sie zu einsam ist


Dürr und abgemagert

kettet sie das Alter

an einen dünnen Stuhl

und auf ihr weilt ein Falter

- der sie ob ihrer Dünne, der Dürre wie der Stuhl, nicht einmal mehr wahrnimmt


Und als die Fliegen kamen

war ihre Haut ergraut

von innen abgetragen

gebar sie keinen Laut

- so war sie eins mit ihrer Umwelt


Und keiner fand sie dort

so einsam und allein

in ihrer kleinen Kammer

abgestellt im Schein

- sag, wie kann das sein?




© Henrik Maria Winterscheid

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